R. arborescens kommt von Pennsylvania über Virginia, West Virginia, North und South Carolina und Tennessee bis etwa in die Mitte von Alabama und Georgia vor und bleibt dabei immer oberhalb der Fall Line. Unter Azaleenfreunden wird noch eine Form „georgianum“ unterschieden, die in ihrer Blütezeit differiert aber nie gültig beschrieben wurde. Die typische Variante erstreckt sich vom Norden des Verbreitungsgebietes bis nach Nord-Alabama und Nord-Georgia und blüht etwas früher, etwa von Ende Mai bis in den Juni. R. arborescens „georgianum“ kommt hingegen besonders häufig im Norden und der Mitte Alabamas und auch noch im benachbarten Georgia vor. Es blüht etwa ab Mitte Juli bis in den September. Es gibt im Übergangsbereich aber durchaus die eine oder andere Stelle, wo sich die Pflanzen nicht ganz eindeutig einer der beiden Varianten zuordnen lassen. Ferner sind mehrere kleine Flüsse in Alabama bekannt, die in ihrem Oberlauf die typische, früher blühende Form haben und weiter flussabwärts irgendwann die spät blühende Form. In South Carolina in Aiken County gibt es ferner in einem eng begrenzten Gebiet ein paar kleinere Populationen, die bereits im April blühen, also extrem früh für ein R. arborescens. Ob all diese unterschiedlichen Blütezeiten von taxonomischer Relevanz sind oder nicht, ist derzeit noch unklar. Von großer gärtnerischer Relevanz sind sie aber auf jeden Fall, bieten sie doch die Möglichkeit, über mehrere Monate blühende R. arborescens im Garten zu haben.
R. arborescens gedeiht grundsätzlich entlang von Bächen und Flüssen, und zwar stets in Bereichen, die wenigstens ab und zu bei Hochwasser überschwemmt werden und gerne etwas felsig sein dürfen. Oft ragen die Pflanzen weit übers Wasser hinaus. Im Gegensatz zu allen anderen Pentanthera hat die Art keine leichten Flugsamen, die vom Wind verbreitet werden, sondern kleine, körnige Samen, die einfach nur aus den Fruchtkapseln fallen und durch fließendes Wasser verbreitet werden. Es gibt jedoch auch eine Ausnahme, was den Wuchsort angeht. Auf einer Anzahl von Berggipfeln und in anderen hohen Lagen der Appalachen finden sich ebenfalls Bestände der Art, obwohl diese weit von jedem Bach entfernt sind. Es sind dies meist recht feuchte Gegenden mit viel Niederschlag. Wie die Pflanzen dort hingekommen sind, ist unklar.
Die weißen Blüten von R. arborescens duften stark und angenehm und weisen manchmal einen mehr oder weniger deutlichen gelben Fleck auf dem obersten Blütenblatt auf. Die Staubfäden können auch weiß bis braun sein, sind aber meist attraktiv rot gefärbt. Extrem selten findet man auch mehr oder weniger stark rosa gefärbte Blüten. Die Art neigt am Standort zur Bildung von Hybriden. Die spät blühende Form hybridisiert mit R. prunifolium und die normal blühende hybridisiert mit R. cumberlandense und R. viscosum var. montanum. Vor allem letztere Hybiden sind aufgrund der Ähnlichkeit der Elternteile manchmal schwer zu identifizieren. R. arborescens benötigt mehr Feuchtigkeit als die meisten anderen amerikanischen Rhododendron. Für die Kultur bedeutet dies, dass in wärmeren Gegenden besser ein Standort gewählt wird, der gerne etwas feuchter ist und spätestens ab dem Mittag schattig. Staunässe sollte jedoch vermieden werden. Wichtig ist der richtige Standort insbesondere zur Blütezeit, die bei mir am Oberrhein bei der normalen Form Ende Mai beginnt und bis in die zweite Junihälfte dauert. Zu dieser Zeit können die Temperaturen schon sommerlich heiß sein, die Tage sind lang und die Sonne steht hoch. Damit die hübschen Blüten unter diesen Bedingungen lange halten, brauchen die Pflanzen etwas Schutz und manchmal zusätzliches Gießwasser. Das gilt auch für die späte Form, die bei mir im Juli und August blüht. In kühleren Gegenden sollte aber einer sonnigeren Kultur nichts im Wege stehen.
Die nächsten Verwandten von R. arborescens dürften bei R. viscosum zu suchen sein, welches aber kleinere Blüten stets ohne gelben Fleck hat. Seine Staubfäden sind in der Regel auch nicht so bunt und seine jungen Triebe sind stets behaart. Bei R. arborescens sind sie immer völlig glatt und nackt, allerdings nicht bei jungen Sämlingen und manchmal auch bei Trieben, die von der Pflanzenbasis aus neu hervorsprossen.
Azalea arborescens wurde 1814 von Pursh beschrieben und bereits 1824 von Torrey zu Rhododendron gestellt. Der Name nimmt Bezug auf den Wuchs (lat. arborescens – zu einem Baum werdend), obwohl man die relativ übersichtlchen Pflanzen kaum als Baum bezeichnen kann. Vielleicht bezieht sich das mehr auf dem im hohen Alter etwas knorrigen, bonsaiartigen Wuchs, der die Pflanzen wie Miniaturbäume aussehen lässt (siehe zweites Bild in der Galerie). Der Trivialname ist Sweet Azalea, in Anspielung auf ihren sagenhaften Duft, oder Smooth Azalea, bezugnehmend auf ihre im Erwachsenenstadium völlig glatten, unbehaarten Triebe.
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