R. canescens hat ein großes Verbreitungsgebiet. Es findet sich an wenigen Orten in North Carolina und kommt aber sehr häufig vor in Tennessee, South Carolia, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Louisiana, Arkansas und Ost-Texas. Es gedeiht in lichten Laubwäldern und entlang der Ufer von kleineren und größeren Flüssen genauso wie an offeneren, sonnigen Stellen. Je nach Breitengrad und Höhe blühen die Pflanzen von Mitte März bis Ende April.
Die Art toleriert volle Sonne sehr gut und blüht an derartigen Standorten auch überreich. Sie liebt Gegenden mit Sommerhitze. Ist der Standort zu schattig, geht das auf Kosten der Blüten. R. canescens kann mit R. periclymenoides verwechselt werden. Letzteres unterscheidet sich aber in erster Linie durch seine nördlichere Verbreitung (R. canescens eher weiter südlich), die glatten, unbehaarten Knospenschuppen (R. canescens mit einem kurzen Filz behaart) und die Blüten, deren Röhren nur drüsenlose Haare haben (R. canescens mit Drüsen auf den Röhren). Noch viel öfter wird es auch heute immer noch mit weiß bis rosa blühenden Formen von R. austrinum verwechselt. R. austrinum ist aber tetraploid im Gegensatz zum diploiden R. canescens. Außerdem hat R. austrinum zumindes östlich des Alabama River stets viele Drüsenhaare auf den jungen Trieben. Diese Drüsen fehlen bei R. canescens.
Das Farbspektrum der Blüten von R. canescens reicht von weiß bis dunkelrosa. Die Blütenröhren sind meist dunkler gefärbt als die Blütenblätter. Neben R. vaseyi und R. periclymenoides ist R. canescens bei mir stets eines der ersten amerikanischen Rhododendron, das im Frühjahr seine Blüten zeigt (Anfang bis Ende April, je nach Klon und Witterung).
Wie bei vielen Arten mit großen Verbreitungsgebieten lassen sich auch bei R. canescens regionale Unterschiede erkennen, von denen aber bislang nicht bekannt ist, ob ihnen eine taxonomische Bedeutung zukommt. Die typischen Formen finden sich in den Küstenebenen von Louisiana, Florida, Alabama, Georgia und South Carolina. Ihre jungen Triebe haben keine Drüsenhaare. Sie bilden keine Ausläufer. Die Blüten haben keinerlei gelben Fleck und sind nie komplett weiß, wenigstens die Röhre ist blassrosa. Die Blütenfarben sind nie sehr extrem – weiß, weißlich, blassrosa, rosa. Die Standorte können oft auch trocken sein. Eine weitere Form findet sich weiter Inland bis in die Vorbergzonen der Appalachen und auf dem Cumberland Plateau. Ihre jungen Triebe haben Drüsenhaare. Sie bildet oft Ausläufer. Die Blüten haben ab und zu einen gelben Fleck und können manchmal komplett weiß sein. Hier gibt es auch öfter extrem dunkelrosa gefärbte Blüten und Blüten mit deutlich unterschiedlichen Farbschattierungen in ein und derselben Blüte. Insgesamt wirken die Blüten diese Pflanzen etwas bunter. Jenseits des Mississippi (Louisiana, Arkansas, Texas) haben die Pflanzen an jungen Trieben Drüsenhaare. Sie bilden selten Ausläufer und es kommen auch gelbe Flecke auf den Blüten vor. Die Standorte sind nie trocken und liegen immer irgendwo in der Nähe von Flüssen oder stehenden Gewässern.
Das diploide R. canescens hybridisiert gerne mit anderen Pentanthera, denen es an seinen Standorten begegnet. Mir bekannt sind Naturhybriden mit den ebenfalls diploiden R. flammeum, R. cumberlandense und R. viscosum var. aemulans und dem tetraploiden R. calendulaceum. Eventuell hybridisiert die Art auch noch mit R. alabamense.
Azalea canescens wurde 1803 von Michaux beschrieben und 1830 von Sweet zur Gattung Rhododendron gestellt. Der Name bezieht sich auf eine Art graues Indument auf der Unterseite der Blätter (lat. canescens – gräulich). Diese dünne, weißlich-graue Schicht tritt aber längst nicht bei allen R. canescens auf, wie wir heute wissen. Andererseits kann sie auch bei anderen Pentanthera auftreten, ist also als diagnostisches Merkmal ungeeignet. In den USA ist der Trivialname Piedmont Azalea. Er nimmt Bezug auf das Verbreitungsgebiet, wobei dieses heute als viel umfangreicher anzusehen ist und sich nicht nur auf das Piedmont beschränkt. Als Piedmont bezeichnet man im Osten der USA die Gegend zwischen Küstenebene im Osten und dem zentralen Teil der Appalachen im Westen. Der Übergang von der vielfach sandigen Küstenebene zum Piedmont wird auch als Fall Line bezeichnet, da hier eine mehr oder weniger ausgeprägte geologische Stufe ist, an der viele Flüsse mit Wasserfällen oder Stromschnellen tiefer stürzen. Das Piedmont selbst ist leicht hügelig bis bergig, eine Art Vorbergzone für die sich hoch erhebenden, zentralen Appalachen.
Beschreibung:
Literatur:
Bauer, R. (2021): Natural Hybrids at Hurricane Creek in Northern Georgia. – Rhododendron Species 16: 70-74 & 111-118