R. minus hat ein weites Verbreitungsgebiet im Südosten der USA vom südlichen Alabama und dem südwestlichen Georgia nordwärts durch das mittlere und westliche South und North Carolina bis knapp über die Grenze ins östliche Tennesssee. An fast allen Fundorten reichen die Blütenfarben von weiß über rosa bis hin zu magenta. Während es vom aus tieferen Lagen stammenden R. minus im Süden seines Verbreitungsgebietes eher langröhrige Populationen gibt, werden diese Richtung Norden beziehungsweise Richtung Berge immer kürzer.
R. minus wächst in lichten Wäldern, an Waldrändern, steilen Flussuferböschungen und ähnlichen offenen Stellen und bildet zum Teil große Bestände. Am südlichsten Ende seines Verbreitungsgebietes, dem Gantt Lake in Alabama, fängt es etwa in der zweiten Märzhälfte an zu blühen. Bis es dann in North Carolina z. B. auf dem Toxaway Mountain blüht, wird es Mitte Juni!
Unter R. minus wurde in der Vergangenheit von vielen Autoren eine weitere Art synonymisiert, R. carolinianum. Tatsächlich handelt es sich hier aber um zwei morphologisch ähnliche Arten, deren Verbreitungsgebiete sich zum Teil überschneiden, die aber weder irgendwelche fließenden Übergänge bilden noch wegen ihrer abweichenden Blütezeiten hybridisieren. Während R. carolinianum ein von Spätfrösten gefährdeter Blüher der ersten Frühlingstage ist, blüht Rh. minus unter gleichen Bedingungen (!) erst 4-6 Wochen später. Die Blüten von R. carolinianum haben eine sehr einheitlich kurze Röhre, die sich vergleichsweise abrupt erweitert und dann in die recht weit und flach öffnenden Petalen übergeht. R. minus hingegen hat trompetenförmige, sich nicht abrupt, sondern gleichmäßig erweiternde Röhren, je nach Region von unterschiedlicher Länge. R. carolinianum liebt winterkalte Gebirgsgegenden, wo es selbst in größter Höhe keine Probleme mit exponierten Standorten hat. Es gedeiht ansonsten sehr gut im Schutz von Laubwäldern und ist in sommerheißen, tiefen Lagen auf günstige Mikroklimate angewiesen (bewaldete Hänge in der Nähe von Gewässern). Im Gegensatz dazu bevorzugt R. minus wintermilde und sommerheiße Tiefländer und sucht in höheren und damit kälteren Gegenden auf jeden Fall den Schutz von lichten Wäldern. Beide Arten haben gemeinsam, dass sie keine dauerhafte Feuchtigkeit mögen und auf eine sehr gute Drainage angewiesen sind. Sie sind hervorragend für die Gartenkultur an sonst für Rhododendron zu trockenen Standorten geeignet.
R. smokianum unterscheidet sich von R. minus durch den viel kleineren, kompakten Wuchs und Blüten, bei denen der parallelwandige Teil der Röhre nur 0-2mm beträgt. Beide Arten blühen relativ spät (im Vergleich zu R. carolinianum) und haben zur Blütezeit meist ihre neuen Triebe schon gut entwickelt.
Michaux beschrieb R. minus schon 1792. Der Name (lat. minor – kleiner) bezieht sich darauf, dass die neue Rhododendronart eben kleiner war als die bis dahin aus den USA einzig bekannte, R. maximum. Etwa zur selben Zeit gelangte auch Material dieser neuen Art „from the back settlements of Carolina“ nach England, wo dieses offenbar in Unkenntnis von Michaux‘ Beschreibung von Andrews 1797 als R. punctatum publiziert und auch erstmals abgebildet wurde (siehe Galerie). Diese Abbildung zeigt unter anderem, dass für die Beschreibung von R. punctatum ein Exemplar mit für ein R. minus relativ kurzen Blütenröhren verwendet wurde.
Beschreibung:
Literatur:
Albach, D. C. & Bauer, R. (2021): Rhododendron smokianum, a New Species from the Great Smoky Mountains. Systematic Botany 46 (1): 122-129
Bauer, R. (2022): Rhododendron smokianum. A new species from the Great Smoky Mountains, USA. – Rhododendron Species 17: 112-132