Der Savannah River bildet die Grenze zwischen Georgia und South Carolina. Wir, John und Sally Perkins und ich, nahmen uns eine etwa 38km lange Strecke am unteren Savannah River auf Georgia-Seite vor, um möglichst viele Standorte von R. flammeum zu finden. Hier fielen die Hänge zum Fluss meist steil ab und waren deshalb vielversprechend. Wie so oft war die Hauptschwierigkeit, durch Felder, Wälder und reichlich Privatbesitz überhaupt bis an den Fluss vordringen zu können. Von 9 aufgesuchten Stellen konnten wir immerhin an vier R. flammeum finden. Wir begannen mit unserer Suche im Süden, etwa 25km nördlich der Stadt Savannah an der Ebenezer Landing (Effingham Co.) und arbeiteten uns bis Blue Springs (Screven Co.) vor. Keinen Erfolg hatten wir bei: Ebenezer Landing, Haddon Lake / Frying Pan Landing, dem tatsächlichen historischen Ort von Sisters Ferry ein Stück nördlich der Cuba Road, Sisters Ferry Road East / Kennedy Lake und Dyals Landing Road. Bei letzterer sind wir wegen eines Tors gar nicht erst bis zum Flusss gelangt. Bei den anderen Orten konnten wir trotz intensiver Suche auf den Hängen zum Fluss hin keine R. flammeum finden. Erfolg hatten wir aber bei: Ebenezer Creek, Sisters Ferry Landing der topografischen Karten (Cuba Road), Tuckasee King Landing und Blue Springs. Bei allen hier gezeigten Rhododendron handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um R. flammeum, so dass ich bei diesen auf Bildunterschriften verzichte.
Den Ebenezer Creek erreichten wir über die Schneise einer Hochspannungsleitung. Hier fanden wir eine überraschend hohe Anzahl Pflanzen in Blüte, sowohl an der Straße wie auch versteckt im Wald, alle aber recht weit vom Creek entfernt und auf kaum abfallender Fläche.
Auf den topografischen Karten endet die Cuba Road an einem Platz, der dort als Sisters Ferry Landing bezeichnet wird. Den Weg zum Fluss versperrte uns das Tor einer Farm. Wir sprachen einen Feldarbeiter an, der in der Nähe auf einem Acker arbeitete. Dieser war so nett, zu seinem Boss, Marvin Metzger, dessen Familie aus Österreich stammte, zu gehen, damit wir ihm unser Anliegen erklären konnten. Der erschien dann auch sogleich persönlich und war sehr freundlich. Ja, er kenne diese orange blühenden Pflanzen. Sie würden direkt hinter seinem Haus im Steilhang zum Fluss wachsen und auch jetzt gerade blühen. Leider könne er uns aber nicht hinführen, da er einem guten Freund versprochen hatte, dass dieser dort morgen mit ein paar Kumpels Truthähne jagen könne. Wenn wir da jetzt rumliefen, würden wir die Tiere verscheuchen. Sachen gibt’s …. Aber Marvin erwies sich als sehr zuvorkommend, als er unsere enttäuschten Gesichter sah. Er fuhr mit uns auf holprigen Wegen und auch mehr oder weniger querfeldein durch den Wald gut 1km vom Steilhang entfernt und und zeigte uns dort ein R. flammeum. Leider war es ganz ohne Blüten und hatte wohl wegen Überwucherung und umgestürzter Bäume etwas gelitten und war nur sehr klein. Danach brachte er uns zum eigentlichen historischen Platz am Savannah River, von dem aus Sisters Ferry einst operierte. Dieser lag etwa 700m flussaufwärts von Marvins Haus an einer Stelle, wo im Steilhang eine kleine Einbuchtung ist, durch die man bequem und nicht ganz so steil nach unten zum Fluss gelangen konnte. Hier steht auch ein altes Hinweisschild zur historischen Bedeutung dieses Ortes, das aber kein Tourist legal lesen kann, da es sich weit auf Privatgrund befindet. Trotz gründlicher Suche konnten wir hier kein R. flammeum finden. Marvin hat mir aber ein paar Tage später Fotos von Pflanzen hinter seinem Haus geschickt und im Winter von diesen Samen gesammelt, die mittlerweile gekeimt haben. Außerdem sind wir für April 2023 bereits verabredet!
Auf der Fahrt zur Tuckasee King Landing, die auch als Clyo Landing bezeichnet wird, sahen wir etwa 2-3km vor unserem Ziel ein paar R. canescens am Straßenrand. Den Wald im Hang an der Landestelle selbst durchsuchten wir eine ganze Weile vergebens. Am Schluss hatten alle aufgegeben, sich durch das von Bromberranken, Smilax und Vitis rotundifolia verfilzte Unterholz zu arbeiten. Nur ich war noch übrig und rutschte und kroch mehr den steilen Hang entlang als dass ich die Strecke zu gehen vermochte. Es lagen zu allem Überfluss auch immer wider umgekippte Baustämme kreuz und quer, die ein Weiterkommen irgendwann unmöglich machten. So drehte ich auch endlich um und arbeitete mich die Schneise, die ich mir einigermaßen gebahnt hatte, wieder zurück. Wie erstaunt war ich, dass ich auf meinem wilden Hinweg bereits an einem übermannsgroßen R. flammeum vorbeigekommen sein musste. Ich hatte sogar unabsichtlich bei der Kletterei ein paar Zweige abgebochen! Die Pflanze musste vielleicht eine oder zwei Wochen zuvor sehr reichlich geblüht haben, war jetzt aber komplett verblüht. Doch es sollte noch besser kommen. Als ich endlich wieder die letzten Schritte aus dem Wald heraus auf den Parkplatz machte, kam mir die gute Idee, hier am Waldrand an der Stelle, wo wir auch schon in diese grüne Hölle eingedrungen waren, ein wenig überschüssiges Wasser loszuwerden. So stellte ich mich breitbeinig hin und ließ der Natur ihren Lauf, stieß aber sogleich einen lauten Schrei aus, weil ich genauso eine Pflanze getroffen hatte, wie wir sie die ganze Zeit gesucht hatten! Diesmal waren da alle dran vorbei gelaufen. Zu unserer Ehrenrettung muss ich sagen, dass sie nicht sehr groß und völlig ohne Blüten war.
Bei Blue Springs fanden wir an einem namenlosen Creek neben ein paar kleinen auch zwei sehr große R. flammeum, von denen eines noch in voller Blüte stand und das andere schon weitgehend abgeblüht war.