Was ist ein Bayhead? Das Wort setzt sich zusammen aus den englischen Worten „bay“ für „Lorbeer“ und „head“ für „Kopf“. Bei letzterem handelt es sich um den Anfang (Spitze/Kopf/obersterTeil) eines Flusslaufes. Die mehr oder weniger ebene Landschaft sinkt hier zunächst etwas ein. Kleine Wasserläufe, die durch Quellen gespeist werden, fließen durch diese Senken oder Gräben. Bachabwärts werden diese Gräben immer tiefer und breiter und das Flüsschen wird immer größer. Ein richtigers Tal entsteht. Durch die hohe Feuchtigkeit in diesen tieferen Bereichen bleiben die Gehölze hier (im Gegensatz zur höher gelegenen und trockeneren Gegend um die Tälchen herum) immer oder viel länger grün, woher die Assoziation mit dem stets grünen Lorbeer kommt, auch wenn da gar keiner wächst. Als „bay“ werden in den USA auch andere immergrüne Pflanzen bezeichnet, wie zum Beispiel Rosebay (R. maximum). Im Falle eines Feuers, das natürlicherweise durch Blitzschlag während trockenerer Zeiten ausgelöst wird, wandert der Buschbrand durch die höher gelegeneren, trockenen Bereiche, angefeuert vom dann sehr trockenen und gut brennbaren Wiregrass (Aristida stricta), das dort reichlich wächst. So verbrennen dort alle Gehölze bis auf die sehr feuerresistenten Pinus palustris. An den Pflanzen im Bayhead selbst findet das Feuer keine Nahrung, da diese viel feuchter und grüner sind. Das Feuer kommt so am Bayheadrand zum Stehen. Da die Gehölze im Bayhead nie niederbrennen, können sie dort viel größer werden, ja es können sogar ganz andere Gehölzarten gedeihen. So kommt es auf ganz natürliche Weise zu völlig unterschiedlichen Habitaten, die direkt nebeneinander liegen und wie mit dem Lineal voneinander abgegrenzt zu sein scheinen.
Heute waren wir zuerst am Wolfe Creek Bayhead und waren erstaunt, dass doch recht viele R. viscosum var. aemulans einzelne, wenn auch nicht immer gut entwickelte Blüten zeigten. Die Art findet sich nur in den mit Pinus palustris bestandenen Bereichen außerhalb der Bayheads, wo die Vegetation regelmäßig alle paar Jahre absichtlich oder durch Blitzschlag niedergebrannt wird. Nur Pinus palustris wächst auch nach einem Feuer unbeirrt weiter. R. viscosum var. aemulans wird oberirdisch zwar zerstört, schlägt jedoch aus der Pflanzenbasis und aus zahlreichen Ausläufern schnell wieder aus und kann bereits ein bis zwei Jahre nach einem Feuer wieder blühen. Am Rande des Bayheads, in einer bereits feuchteren Zone, der das Feuer kaum etwas anhaben kann, gedeiht R. canescens. Mindestens zwei Klone von R. canescens wachsen hier auch in dem Bereich, der immer wieder abgebrannt wird. Diese haben sich offenbar angepasst und bilden reichlich Ausläufer, was R. canescens in Florida sonst nicht macht. Einer der Klone hatte interessante schmale Blätter. Außerdem haben wir heute noch ein R. austrinum in eben diesem Bereich gefunden.
Danach fuhren wir zum Dunn Branch Bayhead, der ein Stück weiter nördlich liegt. Auch hier gab auf den regelmäßig abgebrannten Flächen außerhalb des Bayheads massenhaft R. viscosum var. aemulans. An einer Stelle fanden wir es sogar in dem dort noch ganz flachen Bayhead. Hier wurden die Pflanzen mannshoch und manche Endtriebe hatten bis zu 10 Blütenknospen! R. canescens fand sich auch, aber wie gewohnt nur im oder am Rande des Bayheads.